Von Georg Bull ( http://baseballakademie.de/2016/06/03/claus-helmig-has-left-the-ball-yard/)
Es ist schon bemerkenswert: Claus Helmig, der „godfather“ des deutschen Baseball stirbt und einige Stunden später wird verkündet, dass Baseball und Softball in Tokio wieder olympisch sein werden. Er hat sich also gekümmert, hat Fäden gezogen, will man meinen, so wie er es sein ganzes Leben getan hat. Ich kann mich noch sehr gut an den ersten Handschuh erinnern, den er mir, dem 7-jährigen kleinen Lauser geschenkt hat und wie dieser gerochen hat. Meine Kindheit war bestimmt von Turnierteilnahmen in ganz Europa, Spielen in der amerikanischen Liga der Benjamin-Franklin-Village, Hamburgers, eiskalte Cola Dosen, Tube Sox und Baseballmützen, Bar-B-Qs, Salsa Musik und vielen anderen Dingen und Erlebnissen, die andere Kinder in den 70-Jahren in Deutschland nicht kannten. Wir schon, dank Claus Helmig, der für sich, seine Familie und Freunde über Jahrzehnte eine einzigartige Ambiente, ein in Deutschland exklusives Lebensumfeld geschaffen hat. Der in meiner Erinnerung gigantische Keller der Helmigs war ein Baseball-Wunderland,ein Baseball Shop aus einer anderen Zeit. Claus hatte zu Hause immer Baseball Magazine, die Stars and Stripes, Bücher, Bälle, Schläger, T-Shirts, Trikots, alles Mögliche……Baseball war King. Es war immer die bestimmende Konstante seines Lebens, eine totale Leidenschaft, mit der er auch andere beeinflusste und infizierte…z.B. auch mich.
Spieler aus der ganzen Welt gingen bei Claus Helmig ein und aus und nicht nur Baseballspieler, denn Claus Helmig veranstaltete z.B. auch Salsa Konzerte mit Top Acts aus Puerto Rico, große Bands zu denen US Armee Angehörige und Salsa Fans aus ganz Europa anreisten. Claus Helmig ist auf der ganzen Welt ein bekannter deutscher Baseball Botschafter gewesen, respektiert, geschätzt und bewundert. Er hat Türen geöffnet nach Süd Afrika, in die USA in ganz Europa. Dass er einer der besten Spieler seiner Generation in Europa war, ist bekannt, aber er war dann vor allem auch Coach, Menschenführer. Ganze Generationen von Mannheimer Kindern hat er zum Baseball gebracht, aber auch gegnerischen Spielern hat er immer mit Tips geholfen, Meisterschaften in verschiedenen Ligen und Altersgruppen gewonnen. Dass die Einstellung „winning is everything“ bei manchen Gegnern nicht so positiv gesehen wurde, ist zu verschmerzen, aber wenn man für ihn gespielt hat, hat er alles aus Dir herausgeholt, hat Dich tough gemacht. Unvergessen sind mir die alljährlichen Try Outs der Amigos in der German American League/Tele 5 League. Bis zu 150 Spieler, die natürlich alle mal Profis waren, zumindest behaupteten sie das, waren jeden Frühling am Start, denn Amigo sein bedeutete Championships, great Baseball, Turniere in Italien und Holland und anderen Ländern gegen deren Spitzen Teams, gegen US Military und Travel Teams und die Tatsache über viele Jahre in einer der besten Mannschaften Europas zu spielen und zwar in einer Zeit als der Rest von Deutschland erst am Anfang war. Bevor also das besagte Try Out irgendwie weiterging, mussten alle Spieler gegen die Pitching Maschine oder auch Life Pitching zeigen, dass sie sauber einen Bunt hinlegen konnten. Wer das nicht zweifelsfrei hin bekam, konnte gleich nach Hause gehen, no pardon. Claus Helmig war brilliant als Spieler, Coach und eben wie gesagt auch als Strippenzieher. Der Deal in den 80-Jahren, für seine Liga einen eigenen TV Vertrag klar zu machen, sei dafür nur als ein Beispiel genannt. Er wurde zwar auch dafür vom Rest von Baseball Deutschland bekämpft, aber das hat ihn nie daran gehindert, immer weiter sein Ding zu machen, ganz wie Udo Lindenberg es besingt. Auch darin war er mir immer Vorbild.
Der gesamte Baseball in Deutschland wäre ohne die Ikone Claus Helmig fast gar nicht denkbar bzw sicher nicht auf dem Niveau und der Sport wäre wahrscheinlich sogar noch erheblich weiter, hätte er auch später eine nationale Führungsposition off oder on the field für den DBV einnehmen können. Claus Helmig hat ganz sicher ein erfülltes, pralles und lebenswertes Leben gelebt und ich könnte noch Stunden lang über meine Erlebnisse mit ihm oder aber auch über seine vielen Unternehmungen, Abenteuer, Anektdoten und Verdienste schreiben, aber das soll es jetzt gewesen sein. Mein Mitgefühl und meine Trauer gilt jetzt vor allem seiner wunderbaren Frau Ute, die über 60 Jahre wie ein Fels an seiner Seite stand, seiner Familie und Freunden. Für ihn hat es jetzt einfach „Ball Game“ geheißen. Ich vermisse ihn und werde ihn nie vergessen. Ich bin mir sicher, dass viele Baseball Leute, Freunde und Mitstreiter trauern und das genauso sehen.
PS: Pepper spielen ist der beste Drill (in memoriam Claus Helmig)